Eine grosse Portion Nächstenliebe und Würde

    Roswita Schlatter zeigt auch in ihrem 6. Album unter dem Titel «Wurzle Radici Racines» viel Feingefühl und Empathie. Die zehn Lieder in Berndeutsch, Französisch und Italienisch habe mit ihrer Lebensgeschichte zu tun und widerspiegeln die heutige orientierungslose Gesellschaft. Die Liedermacherin aus Eriswil spendet den CD-Erlös, vollumfänglich an die Betreuung für an Demenz/Alzheimer erkrankten Menschen. CD-Release ist am 9. Mai in Eriswil.

    (Bild: Fotografica Huttwil) Roswita Schlatter macht sich mit ihrer neuen CD «Wurzle Radici Racines» Gedanken über unsere orientierungslose Gesellschaft.

    «Unser Nächster ist jeder Mensch, besonders der, der unsere Hilfe braucht.» Dieses Zitat von Martin Luther ist der Grundstein zum neuen Album von Roswita Schlatter. Die Liedermacherin aus Eriswil ist seit bald zehn Jahren erfolgreich mit verschiedenen Musikern unterwegs. Jetzt gibt sie ihre 6. CD unter dem Titel «Wurzle Radici Racines» heraus, die am 9. Mai in Eriswil mit einem Eröffnungskonzert ihren Einstand feiert. «Die CD ist im wahrsten Sinne des Wortes tief verwurzelt. Einerseits in meinen persönlichen Lebenswurzeln und in der sprachlichen Vielfalt meiner Komposition wieder erkennbar sind, andrerseits im Thema der Wurzeln unserer Gesellschaft», stellt die Liederautorin ihr neues Album vor. Die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, die unter anderem in Kamerun und danach im Bilinguen Biel aufgewachsen ist, erachtet es als grosses Privileg, ihre Lieder in verschiedenen Landessprachen zu schreiben und zu komponieren. Sie beobachtet oft, dass wir als Nation nicht mehr wissen, wo unsere Wurzeln seien – dies als Individuen als auch als Gesellschaft. «Ich stelle oft auch bei jungen Menschen eine gewisse Desorientierung fest. Dieses Phänomen zieht sich allerdings durch alle Generationen», so die engagierte Sängerin. Sie vermisst, dass heute zum Teil weder Glaube noch christliche Werte oder überhaupt eine Orientierung an die junge Generation weitergegeben wird. Alle diese Gedanken und Inputs hat sie mit ihren Liedern in ihr neues musikalische Werk verpackt. Und so kommt darin auch ihre Liebe zum geschriebenen Wort, zur Sprache und zur Poesie zum Ausdruck – dazu eine grosse Portion an christlichem Gedankengut, Nächstenliebe, Empathie und Verständnis für eine fragile Gesellschaft und vulnerable Menschen. «Demenz und Alzheimer grassieren vor allem immer mehr bei älteren Menschen», so die Dichterin. «Ich widme diese CD daher allen Menschen, die an Demenz/Alzheimer erkrankt sind.»

    CD-Erlös für an Demenz und Alzheimer erkrankten Menschen
    Das Thema Demenz/Alzheimer beschäftig die Emmentaler Sängerin seit über 20 Jahren. Damals hatte sie eine sinnreiche Begegnung mit einer dementen Frau, die sie bis heute geprägt hat. Aus diesem intensiven Erlebnis ist der Song «Ds Grosse Vergässe» entstanden, welcher der Kern ihres musikalischen Projektes ist. «Bezeichnend ist, dass Menschen mit Demenz/Alzheimer zurück zu ihren Wurzeln in der Kindheit gehen. Unser Wurzeln sind also enorm prägend für uns und entsprechend sind sie stark verankert in unserem Gedächtnis und Gehirn», folgert Schlatter.

    Im Gespräch mit ihrer Freundin Olivia Weibel, die in der Demenz/Alzheimer Beratung arbeitet, stellt sie fest, dass sich die Gesellschaft sehr schwer tut mit ihren dementen Mitmenschen. «Es gibt zu wenig niederschwellige Entlastungsangebote für Angehörige von an Demenz und Alzheimer erkrankten Menschen. Damit meine ich ein unkompliziertes Angebot für Menschen, die sich in einem ersten Stadium der hoch komplexen Krankheit befinden», konkretisiert die leidenschaftliche Fotografin und doppelt nach. «Gefragt sind Freiwillige, die die Angehörigen entlasten, indem sie Einkaufen gehen, Arztbesuche übernehmen, kochen und einfach unterstützen, wo es nötig ist.» Die Künstlerin möchte daher für solche wichtige und essenzielle Angebote sensibilisieren und spendet den Erlös ihrer CD bei Überschuss und ein Teil der Konzerteinnahmen (Kollekte) der Nächstenhilfe Zollbrück. «Diese Gruppe aus rund 20 freiwilligen Frauen gibt es schon länger. Sie leisten seit über 20 Jahren Pionierarbeit mit einer vorbildlichen Betreuung von an Demenz und Alzheimer erkrankten Menschen», freut sich Schlatter.

    Ein ruhiges, poetisches Album
    Die zehn Songs auf der CD sind breitgefächert und beinhalten E-Bass, Piano, Querflöte, Saxophon, Akkordeon, Cajon (Perkussion), Regenrohr und Gesang. «Es ist eher ein ruhiges, poetisches Album. Stilistisch ist es im Genre Folk, Chanson mit einer Prise Klassik einzuordnen», erklärt die Sängerin, die sich selber auch als Brückenbauerin sieht. Und in diesem Sinn ist auch ihre Mitteilung an ihr Publikum: «Leben wir doch in liebvoller Zuwendung zu unseren Mitmenschen und wahren wir gerade auch bei der älteren, verletzlichen Generation ihre Würde – denn wir alle sind irgendwann auf Hilfe angewiesen, wenn wir unseren letzten Weg antreten.» Sie hofft, mit dieser CD ein Samenkorn zu streuen sowohl zur Verwurzelung, als auch bezüglich Würde und Respekt gegenüber den älteren Menschen.

    Corinne Remund


     

    CD-Taufe
    Freitag, 9. Mai, 20.00 Uhr
    Berg 31, 4952 Eriswil (BE)
    Musiker/innen: Roswita Schlatter, Martin Jufer, Johannes Schlatter, Silvia Jufer, Lukas Kaufmann und Kezia Schlatter.Gast: Erika Liechti, Jodlerchörli Eriswil
    Kollekte: Der Erlös der CD «Wurzle Radici Racines» geht vollumfänglich an die Betreuung von Demenz/ Alzheimer erkrankten Menschen.

    www.roswita-schlatter.ch

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