Bewegung ist die beste Medizin

    Die Fitnessbranche hat ein enormes Wachstum erlebt und gilt als äusserst wettbewerbsintensiver und schnelllebiger Sektor. Dennoch gibt es einige grosse Herausforderungen zu meistern wie die intensive Konkurrenz innerhalb der Branche, da viele Anbieter um Marktanteile kämpfen. Der SGFV hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorreiterrolle beim Thema Prävention und Gesundheit weiter auszubauen.

    (Bild: zVg) SGFV-Präsident Claude Ammann in seinem Fitnesscenter: «Wir setzen uns dafür ein, dass das eigenverantwortliche Handeln der Bevölkerung im Bereich gesundheitsorientiertem Kraft- und Ausdauertraining weiter gefördert wird.»

    Jeder zehnte Schweizer schwitzt regelmässig im Fitnessstudio – das sind laut Branchenreport über 1,1 Millionen Menschen. «Das sind rund viermal mehr Menschen als in einem Fussballverein oder Turnverein trainieren», stellt Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verband SGFV, fest. Seit 20 Jahren setzt er sich unermüdlich für den Verband ein. 2009 trat er das Amt des Präsidenten an. Zuvor war er fünf Jahre lang Vorstandsmitglied. Ammann setzt sich mit viel Herzblut und auch politischem Engagement für die Bedürfnisse sowie gute Rahmenbedingungen in der Fitnessbranche ein und hat mit seinem Team so einiges bewirkt. Am diesjährigen Gewerbekongress wurde er zudem in die Gewerbekammer des sgv gewählt und er vertritt ebenso den SGFV im Vorstand Allianz Bewegung, Sport und Gesundheit.

    Fitness und gesunder Lebensstil ist in den letzten zehn Jahren zum Megatrend geworden. Ein Verdrängungsmarkt hat sich in der Fitnessbranche durch den Einstieg grosser Player und Geldgeber etabliert. Dazu Ammann: «Neue Anbieter mit grosser Investitionsbereitschaft sind präsent. So ist beispielsweise die Anzahl der Kettenbetriebe in den letzten Jahren um 68 Prozent gewachsen.»

    Dabei sind gemäss Ammann zwei Hauptrichtungen zu beobachten: der traditionelle Fitnessmarkt mit Fitnesssportlern und der Gesundheitsmarkt, der ein gesundheitsorientiertes Training für die Zielgruppe 50 plus bietet. «Die Kundengruppe hat sich verändert, was einen neuen Markt zur Folge hat.» Das Segment der Fitnesssportler und fitnessaffinen Personen stagniert, während dasjenige der gesundheitsbewussten Menschen respektive der Menschen mit Beschwerden stark wächst. Das Durchschnittsalter der Kunden der Gesundheitscenter ist 45,1 Jahre. «Der Anteil der älteren Personen steigt kontinuierlich», weiss Ammann. Die Fitnessbranche entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für Bewegung und Gesundheit. Dazu Ammann: «Zu Beginn des Fitnessbooms trainierten in den Fitnesszentren mehrheitlich gesunde, sportliche und jüngere Menschen. Das Hauptziel des Trainings war ein schöner, muskulöser Körper.» Da jedoch der Nutzen des Trainings für Gesundheit und Wohlbefinden zunehmend erkannt, wissenschaftlich belegt und über die Medien verbreitet wurde, hat sich dies in den letzten Jahren grundlegend geändert. «Heute trainieren in Fitnesszentren viele ältere Menschen und solche mit körperlichen Beschwerden wie Rücken- und Gelenkproblemen oder Übergewicht. Die Beratung und Betreuung dieser Kunden erfordert oft medizinisches Fachwissen, über das auch ein gut ausgebildeter Fitnesstrainer ohne staatlichen Abschluss nicht verfügt. Die Ketten- und Billiganbieter werden jedoch immer zahlreicher und der Kampf um sportaffine Menschen mit einem kleinen Budget wird härter.

    Berufsbildung als Fundament der Branche
    Um diese Kundengruppe optimal beraten und betreuen zu können, benötigen Fitnesszentren immer häufiger besser ausgebildete Mitarbeiter. Deshalb hat der SGFV zusammen mit der OdA Bewegung und Gesundheit innerhalb der letzten Jahre eine grosse Aufbauarbeit auf diesem Gebiet geleistet und drei staatlich anerkannte Abschlüsse entwickelt, die es seit 2012 gibt: Die Berufslehre Fachmann / Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung EFZ, die Weiterbildung Spezialist/Spezialistin Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidgenössischem Fachausweis sowie Experte/Expertin Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidgenössischem Diplom. Nach wie vor setzt sich der Verband stark für die duale Aus- und Weiterbildungen der Fitnessbranche und die Titelzusätze Professional Bacholer und Professional Master ein. «Wir sehen die duale Ausbildung mit grosser Praxis als Königsweg in unserer Branche», betont Ammann. Und er ärgert sich: «Leider wird die duale Ausbildung in unserer Branche von qualitativ minderen ausländischen Ausbildungsinstitute konkurrenziert.» Jährlich schliessen rund 200 junge Leute die Berufslehre ab. «Wir haben jedoch zu wenig gute Lehrplätze, denn nicht alle Betriebe sind in der Lage, die hohen Qualitätsstandards sowie eine enge Begleitung der Lernende zu garantieren», bedauert Ammann.

    (Bild: PEXELS) Fitness und gesunder Lebensstil ist in den letzten zehn Jahren zum Megatrend geworden.

    Einen wichtigen Stellenwert in der Lehrlingsausbildung haben auch die nationalen Berufsschauen. «Diese ermöglichen uns, unseren Beruf und unsere Branche einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können», so Ammann. Oftmals hätten die Leute ein falsches Bild im Kopf von den Berufen in der Fitnessbranche: «Dank SwissSkills können wir Vorurteile ausräumen und Interessierte für unseren Gesundheitsberuf mit entsprechender Verantwortung sensibilisieren und dabei veranschaulichen, dass man von Grundbildung über den Fitnessbereichsleiter bis hin zum Geschäftsführer und Unternehmen Karriere machen kann.»

    Transparente Qualität
    Der SGFV hat vor elf Jahre ein Klassifizierungssystem für die Fitnessbranche – den sogenannten Fitness-Guide – entwickelt und eingeführt. Diese Fitnessklassifikation funktioniert ähnliche wie die Hotelsterne-Zertifizierung: Mit ein bis fünf Sternen werden somit künftige Fitness- und Gesundheitscenter klassifiziert. «Die Fitnesssterne bieten als Qualitätslabel eine faire und einfache Abstufung und sind für Kunden eine nachvollziehbare Entscheidungshilfe bei der Suche nach dem geeigneten Fitness- und Gesundheitscenter. Der Fitness-Guide ist im Internet sowie als App verfügbar», erklärt Ammann. Gemäss ihm hat sich das Qualitätslabel bestens bewährt. Seit acht Jahren gibt es ein Zusatzlabel – den «Fitness-Guide medical» – für Gesundheitscenter mit einem Arzt im Haus.

    Wie bereits die Berufe der Fitnessbranche im Bereich Gesundheit angesiedelt wurden, hofft Ammann, dass dies nun mit der gesamten Branche erfolgt. In diesem Sinn ist es für den SGFV ein grosses politisches Anliegen, dass die Idee des «Rezeptes auf Bewegung» in die Strukturen des BAG integriert wird.» Denn die Branche hat ein Riesenpotenzial, ist Bewegung doch die beste Medizin. «Unsere Dienstleistungen helfen, enorme Kosten zu sparen. Keine andere Branche hat ein so dichtes Netzwerk an professionell geführten Betrieben, welche die Menschen direkt vor Ort zu einem gesünderen Lebensstil nachhaltig beraten, motivieren, anleiten und korrigieren können», ist Ammann überzeugt. «Wir haben noch viel Luft nach oben und viele innovative Ideen in der Schublade. Im Besonderen wollen wir die Bildungslandschaft der Fitness- und Bewegungsberufe weiter gestalten. Unsere Branche muss ihre Vorreiterrolle beim Thema Prävention und Gesundheit nutzen und weiter ausbauen.»

    Corinne Remund

    www.sgfv.ch


    DAS MACHT DER SGFV

    30 Jahre auf Erfolgskurs

    Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband SGFV wurde vor 30 Jahren gegründet, damals noch unter dem Namen Schweizerischer Fitness Verband. Mittlerweile hat der Verband eine grosse Entwicklung durchgemacht und ist heute der grösste Branchenverband im Bereich Fitness und Gesundheitsförderung. Der SGFV vertritt in erster Linie die wirtschaftlichen Interessen der KMU in der Fitness- und Gesundheitsbranche und setzt seine Strategie auf das 3-Säulen-Prinzip: Bildung, Dienstleistung und Qualitätssicherung. Erste Priorität hat die Aus- und Weiterbildung mit den drei eidgenössischen Bildungsabschlüssen und dem Einordnungsraster für die Berufsqualifikationen (EBQ) in der Bewegungsbranche. Der Verband bietet seinen Mitgliedern starke Unterstützungstools, um sich neue Kunden im Zukunftsmarkt der «Best Ager» zu suchen. Dazu gehört auch der Fitness-Guide, ein Klassifikationssystem, das analog der Hotellerie mit einem bis fünf Sternen funktioniert. Tipps, die Branchentagung, Vorlagen und Muster für Arbeits-, Miet- und Kundenverträge, Lohnempfehlungen sowie Rechtsunterstützung sind weitere Dienstleistungen für die Mitglieder.

    Der SGFV ist politisch wie auch konfessionell neutral. Er pflegt ein breites Netzwerk mit anderen Verbänden, Institutionen und Organisationen und vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegen aussen. Der Verband vertritt rund 420 Fitness- und Gesundheitsunternehmen – fast alles KMU – in drei Landesteilen der Schweiz. Der SGFV ist der grösste Arbeitgeberverband der Fitnessbranche vertritt rund 10’000 Arbeitsplätze und 200 Ausbildungsplätze. Die Branche beschäftigt insgesamt 35’000 Mitarbeiter, die in Fitnesscentern angestellt und angemeldet sind. Sie macht jährlich einen Umsatz von 1,2 Milliarde Franken.

    CR

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